Über Glücksspiel
Warum und seit wann gibt es Glücksspiel überhaupt?
Die Beschäftigung mit dem Nichtvorhersagbaren, dem Nichtkalkulierbaren ist vermutlich so alt wie der Mensch selbst. Für lange Zeit stand hier wohl die Auseinandersetzung mit Naturerscheinungen im Vordergrund. Diese schrieb man „höheren Mächten“ zu, die man zu beeinflussen und zu ergründen suchte, indem man bewusst kleine, gefahrlosere Situationen schuf, in denen diese „höheren Mächte“ entscheiden sollten. Entschieden sie im erwünschten Sinne, so hatte man „Glück“ und freute sich darüber, dass diese vermeintlichen „höheren Mächte“ einem offensichtlich gut gesinnt waren.
Die Aufklärung der Neuzeit, Trennung von Religion und objektiver Naturwissenschaft und die Etablierung der Wahrscheinlichkeitsmathematik förderten den unbeeinflussten, „unschuldigen“ Zufall zutage.
Das Spiel mit dem Zufall ist geblieben und hat von seiner Faszination und seinem Reiz für den Menschen nichts verloren. Der Reiz des Nichtvorhersagbaren, des Unergründlichen.
Vermutlich ist also auch das Spiel mit dem Glück nicht viel jünger als der Mensch selbst.
Bereits vor zumindest 5000 Jahren gab es Glücksspiele. Die Menschen würfelten damals mit den Gelenkknöchelchen von Ziegen und Schafen.
In ägyptischen Gräbern aus der Zeit um 3000 v.Chr. wurden Würfel gefunden
Der niederländische Kulturhistoriker Johan Huizinga meint in seinem, bis heute als Standardwerk geschätzten Buch „Homo Ludens“ (Der Spielende Mensch) gar: „Spielen ist älter als Kultur.“2
2 Huizinga J., Homo Ludens, 23.Aufl., Rowohlt 2013, S.9
Spiel ist nicht gleich Spiel
Allerdings ist zu bedenken, dass (auch) die deutsche Sprache mitunter ein
Wort für zwei oder auch mehrere, ganz unterschiedliche Begriffe hat.
So bezeichnet beispielsweise das Wort „Bank" sowohl eine Sitzgelegenheit wie auch eine „Bank" im Sinne eines Instituts, das Finanzdienstleistungen anbietet.
Bei dem kurzen Wort "Spiel" geht es gleich um vier verschiedene Begriffe.
Diese vier Spiel-Begriffe - die Spielforschung spricht hier von vier Spielformen - entsprechen genau dem Sprachgebrauch im Englischen: „sports“-„play“-„game“-„gamble“.
Diese vier Spiel-Begriffe, oder Spiel-Formen sind:
- Bewegungs-Spiele. Das Englische hat dafür das Wort "sports". Das umfasst nicht nur den Sport im eigentlichen Sinne, sondern auch die kleinen Bewegungs-Spiele der Kinder.
- Gestaltungs-Spiele. Im Englischen "play". Das sind alle Bauspiele und Rollenspiele. Immer wenn es darum geht, iRGGendetwas so oder anders zu gestalten. Das geht natürlich in Richtung Kunst. Wir sagen ja auch nicht "ein Instrument bearbeiten", sondern "Geige oder Klavier spielen".
- Zug- um Zug-Spiele. Der Spieler entscheidet seinen Zug innerhalb der Spielregel. Das Englische hat dafür das Wort "game". Das sind alle Karten- und Brettspiele, soferne die Entscheidung über Gewinn und Verlust nicht oder nicht überwiegend vom Zufall herbeigeführt werden und/oder keine geldwerten Einsätze darauf getätigt werden.
- Wett-Spiele. Der Spieler geht eine Wette ein, dass diese oder jene Zahl oder Kombination gezogen, erwürfelt oder in anderer Weise ausschließlich oder überwiegend durch Zufall ermittelt wird. Das Englische nennt diese Spielform "gambling". Die österreichische Rechtsordnung unterscheidet innerhalb dieses Spiel-Begriffs noch einmal zwischen Wetten und Glücksspielen und hat hier entsprechend unterschiedliche rechtliche Regelungen getroffen.