Maßnahmen zum Resp. Gaming
Die Idee des „Responsible Gaming and Gambling“
Parallel dazu entwickelten sich nach und nach die beiden Grundpfeiler zur Idee des „Responsible Gaming and GamblingResponsible Gaming and Gambling“ und des Spielerschutzes. Dies sind:
- die Erkenntnis, dass wirksame Regulierung, kombiniert mit fiskalischer Nutzung zielführender ist als reine Repression, sowie
- die Erkenntnis, dass fortgesetzter Überkonsum zu einer schweren, krankheitswertigen psychischen Störung (pathologisches Glücksspielen) führen kann und Betroffene Kranke sind, die Behandlung brauchen und keine „schwachen Charaktere“, die ausgegrenzt und bestraft werden müssten; wo aber Krankheit ist, muss auch Prävention wirksam möglich sein.


Wahrnehmung durch verantwortungsvolle Glücksspielanbieter
Für verantwortungsvolle Glücksspielanbieter ergibt sich daraus klar und unmissverständlich, dass sich ihre Geschäftstätigkeit – anders als in gängigeren Wirtschaftszweigen - in einem extrem sensiblen Bereich bewegt und ein sozial verträgliches Anbieten von Glücksspielen und zugleich der nachhaltige wirtschaftliche Erfolg des Unternehmens nur dann möglich sind, wenn sich die wirtschaftlichen Erwartungen an dem nach Maßgabe eines hoch entwickelten Spielerschutzes besten und nicht höchstmöglichen Erlebnis orientieren.
Dies bedeutet:
UMSATZOPTIMIERUNG NICHT UMSATZMAXIMIERUNG
- Das Wertequadrat als Orientierungshilfe im Spannungsfeld zwischen „Responsible Gaming and Gambling“/Spielerschutz und wirtschaftlicher Erfolgsorientierung
Bereits Aristoteles befasste sich mit dem ganz allgemeinen und zutiefst menschlichen Spannungsfeld zwischen dem „Zuviel“ und dem „Zuwenig“:
„Bei jedem ausgedehnten und teilbaren Dinge kann man ein Zuviel oder Zuwenig und ein rechtes Maß unterscheiden, und dies entweder in Hinsicht der Sache selbst oder in der Beziehung auf uns. In Bezug auf uns aber bedeutet die rechte Mitte das, was weder zu viel noch zu wenig ist: das aber ist keineswegs bei allen eines und auch nicht dasselbe. Und so meidet denn jeder vernünftige Mensch das Zuviel und das Zuwenig und sucht dagegen die Mitte herauszufinden, und für diese entscheidet er sich; die Mitte aber, das heißt hier nicht die der Sache, sondern das Mittlere in Bezug auf uns6.“
Auf der Grundlage dieser Überlegungen schuf Paul Helwig 1967 das Wertequadrat als „Denkwerkzeug“. Bekanntheit erlangte das Wertequadrat wesentlich durch Friedemann Schulz von Thun, der sich mit diesem Modell in „Miteinander Reden 2: Stile, Werte, Persönlichkeitsentwicklung7“ eingehend befasst.
Demnach zeigt sich, dass jeder Wert nur in ausgehaltener Spannung zu seinem positiven Gegenwert einen wirklichen Wert darstellt; anders gesagt: Kein Wert ist an sich allein schon, was er sein soll – er wird es erst durch die Einbeziehung eines positiven Gegenwertes8.
Das Wertequadrat (nach Helwig9)
am Beispiel des Spannungsfelds „Sparsamkeit“---„Großzügigkeit“
6 Aristoteles, Nikomachische Ethik, Buch 2. 5.Kapitel, Deutsch: Adolf Lasson, Jena 1909
7Schulz von Thun F., Miteinander reden 2, 1981, Rowohlt Verlag, Reinbek, 43ff.
8Possert B., Das Wertequadrat und seine Darstellung, doppel:punkt 2/2005, 38 Link (29.09.2022)
9 Helwig P., Charakterologie. FreibuRGG/Breisgau, 1967
Wesentliche Elemente eines wirksamen Responsible-Gambling-Konzepts (am Beispiel eines terrestrischen Glücksspielangebots)
Die elementaren Grundsätze:
- Frühe Intervention bei Verdacht auf Pathologisches Glücksspielen
- Allein mit weiteren technischen Vorschriften kann der Spielerschutz auf lange Sicht nicht sichergestellt werden. Stattdessen müssen Maßnahmen greifen, die den einzelnen Spieler in den Blick nehmen
- Besserer Spielerschutz gelingt mit einer Spielerkarte, die einen Altersnachweis enthält.
- Die Früherkennung und -intervention ist ein wichtiger Garant für die Verhinderung einer Abhängigkeitsentstehung und Abhängigkeitsverfestigung. Es müssen grundsätzlich früh ansetzende Maßnahmen implementiert werden, die problematisches Spielverhalten erkennen lassen und dann mit weiterführenden Schutzmaßnahmen verknüpft sind.
Wesentliche Elemente
- Lückenlose und bestimmungstreue Einhaltung aller Bestimmungen des §25 Glücksspielgesetz (GSpG)
- Personenzentrierter Schutz der Spielteilnehmer
- Gästedaten-Screening
- Besonderes Augenmerk auf junge Erwachsene (vom 18. bis zum 25. Lebensjahr), da diese aus der Sicht des Spielerschutzes eine vulnerable Gruppe darstellen.
- Niederschwelliger, unbürokratischer Zugang zu Selbstsperre und Selbstbeschränkung
- Lückenlose Erfassung aller Transaktionen
- Videoüberwachung aller Spieltische/Spielbereiche
- Sperre bei Insolvenz eines Spielteilnehmers
- Regelmäßige Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu den Themen des Spielerschutzes
- Multi-Channel-Kommunikation mit den Spielteilnehmer zum Spielerschutz
- Spielerschutz-Informationsfolder
- Die Website, auf der die wichtigsten Informationen zum Spielerschutz auch in Einfacher Sprache verfügbar sind.
- Spielerschutz-Hinweis auf allen E-Mails/Newsletters
- Spielerschutz-Hinweis auf allen Posts in Sozialen Medien
- Verantwortungsvolle Werbung gemäß der Richtlinien des BMF
- Spielerschutz-Hotline, gebührenfrei 24/7
- Spielerschutzbeauftragte(r) in jeder Betriebsstätte/Outlet
- Kooperation und fachlicher Austausch mit Beratungs -und Behandlungseinrichtungen
- Kooperation mit einer notfallpsychologischen Einrichtung
- Qualitätssicherung der Inhalte und Prozesse
